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Das Glücksbüro – Andreas Izquierdo |
Das „Amt für Verwaltungsangelegenheiten“ ist nicht nur Alberts Arbeitsstelle, sondern gleichzeitig sein zu Hause. Seit mehr als 30 Jahren geht sein Leben völlig routiniert von statten, bis er auf seinem Schreibtisch liegt. Der Antrag. Ein Antrag den es nicht gibt, den es nicht geben darf, der NICHTS beantragt. Zunächst glaubt Albert noch an einen Test oder Streich, doch der Antrag ist echt und lässt sich auch nicht einfach beseitigen. Albert muss die Räumlichkeiten des sicheren Amts verlassen und die Antragstellerin Anna Sugus aufsuchen, um das vermeintliche Rätsel des Antrags zu lösen. Es beginnt eine Geschichte des Hoffen und Bangen, des Suchen und Finden und dem Wissen, dass Kleinigkeiten ein Leben völlig auf den Kopf stellen können.
Fast glaubt man einen Aktenordner in den Händen zu halten. Kein Hochglanz-Cover, kein Prägedruck. Passend zum Thema Amt fühlt sich das Buch wie ein gewöhnlicher grauer Aktenordnerdeckel an. Und es ist grau. Aber nur der Hintergrund, denn der Buchtitel wurde in, wie ausgeschnitten wirkenden, pastelligen Buchstaben gedruckt, die ein wenig an einen Roman von Simmel erinnern. Im Kontrast hierzu Andreas Izquierdos Name in Schreibmaschinenschrift. Die violetten Schattenrisse eines Pärchens, im Lichtschein einer Schreibtischlampe, runden das Cover ab.
Ein grauer Mann, in einem grauen Anzug, in einem grauen Amt, in einem grauen Büro. Routine und Ordnung prägen Albert Glücks Leben seit mehr als 30 Jahren. Versteckt im Keller des Amtes für Verwaltungsangelegenheiten, lebt er unbeachtet und zufrieden, sicher vor der seltsamen Welt da draußen. Zwischenmenschliches versucht er möglichst zu vermeiden. Er ist sich selbst genug. Bis zu eben jenem Tag, als sein Lebensschiff in unruhige Gewässer driftet und sehr schnell an Fahrt gewinnt. Ein Antrag, der unerwartet und ohne Vorwarnung auf seinem Schreibtisch liegt, lässt ihn an sich und seiner Tätigkeit zweifeln. E45, Antragstellerin Anna Sugus, beantragt – Nichts! Mehrere Versuche den Antrag zu bearbeiten oder zu vernichten schlagen fehl und so muss sich Albert auf Anweisung seines Vorgesetzten auf den Weg zu eben dieser Anna Sugus machen. Anna ist das völlige Gegenteil von Albert. Sie ist Künstlerin und das einzig ordentliche an ihr ist der Name, welchen man sowohl vorwärts als auch rückwärts lesen kann. Verwirrt und fasziniert zugleich gerät Alberts Leben durch ihre Bekanntschaft in völlig neue Dimensionen. Sein „Spielfeld“ nimmt neue Ausmaße an und die bisher übersichtliche Anzahl an Mitspieler potenziert sich fast täglich.
Schon einmal am Meer gestanden, wenn ohne Vorwarnung die Wolken dichter werden, der Wind auffrischt und man sich fast gegen ihn lehnen kann, wenn aus den kleinen Wellen größere werden? So in etwa entlässt Andreas Izquierdo seinen Hauptdarsteller Albert Glück in dessen neuen Lebensabschnitt. „Das Glücksbüro“ ist kein Krimi, kein typisches Frauenbuch. „Das Glücksbüro“ ist ein Buch das verzaubert, in dem man sich verlieren kann. Welches einen mit auf eine Reise nimmt, von grau zu bunt, von Teilnahmslosigkeit zu Hoffnung. Es zeigt, dass aus der richtigen Perspektive gesehen das Gras grüner, der Himmel blauer und die Menschen zugänglicher sein können.
Wem Andreas Izquierdo bisher als Krimiautor oder von Büchern wie „Apocalypsia“ bekannt war, wird sich wundern. Keine Leichen, keine Endzeitstimmung sondern ein Roman, mit dem er sich in ein völlig neues Licht setzt, der seine schriftstellerische Größe beweist. Seine Worte sind wie bunte Mosaiksteine, die sich zu immer neuen schönen Bildern zusammensetzen, von denen man niemals genug bekommen kann und will.
„Der Sturm war vorbei, und so fühlte er sich auch: als ob innerlich die Blätter von den Ästen gefegt worden waren. Zurück blieben nur das Geäst, ein klarer, nasser Tag und eine Unordnung, die behoben werden wollte.“
Ich fühlte mich während des Lesens immer wie in einen warmen Mantel gehüllt und immer mit der Frage vor Augen „lese ich hier tatsächlich gerade eine typische Liebesgeschichte“? Nein, denn Andreas Izquierdo schafft in diesem Roman den Spagat zwischen Sehnsucht ohne Pathos, Leichtigkeit ohne simple zu wirken, Romantik ohne klebrigen Zuckerguss.
„Nicht die Reibung ließ die Sternschnuppen leuchten, sondern die heimlichen Wünsche der Menschen, die zu ihr hinaufsahen.“
Auf die Frage „Wie ist dieses Buch?“, gibt es einfach nur eine einzige kurze Antwort:
Es ist einfach nur schön!
Für mich definitiv mein neues Lieblings-Liebes-Buch, dass ich mit Freude allen nur empfehlen kann und sehr häufig verschenken werde.
Leseempfehlung? Ja – ein Lese-Muss!
Für wen? Für Jedermann. Männer, Frauen, Romantiker, junge und alte, Viel-, Selten-, Langsam-, Schnell-, kritische und begeisterte Leser.
Das Glücksbüro – Andreas Izquierdo
Roman
Erschienen: 25.02.2013 im Dumont Verlag
272 Seiten
Paperback
ISBN: 9783832162252