Rezi „Duell im Schatten“ – Romy Fölck

Duell im Schatten – Romy Fölck
Von Deck eines Schaufelraddampfers wird eine ältere Dame Zeuge eines Verbrechens. Unvermittelt hängt an den Trägern der Brücke „Blauen Wunder“ eine Leiche in einer Priesterrobe herab. Der Tote ist ein alter Kroate, der in der Altstadt von Dresden ein eher schlecht als recht gehendes Restaurant betreibt. Die erste Begutachtung des Toten bringt seltsame Dinge zu Tage. Die Leichenstarre hat bereits eingesetzt und der Körper weist schwere Misshandlungen und seltsame Brandmale auf.

Gerade noch unter der Sonne Italiens, muss sich die junge Kriminalbeamtin Conny Clausius unter Protest ihres Freundes, dem Richter Raik Winter, wieder zurück nach Dresden begeben, um die Ermittlungen in dem Mordfall zu unterstützen. Diese lassen darauf schließen, dass der Tote ein Kriegsverbrecher und in Dresden untergetaucht war. Conny stürzt sich in den Fall, um ihre kriselnde Beziehung zu verdrängen, erhält unerwarteten Besuch und wundert sich über Raiks Bemühungen um die gutaussehende Angestellte des Mordopfers. Hochsommer in Dresden – ein heißes Pflaster.

Das Buchcover: Dämmerung liegt über den Stahlverstrebungen des „Blauen Wunder“ in Dresden. Nur wenige Personen und Fahrzeuge sind zu sehen und auch die Straßenlaternen haben ihren Dienst noch nicht angetreten. Darüber in gelben, wie abgewetzt wirkenden Buchstaben der, etwas reißerisch und retro anheimelnde Titel Duell im Schatten.

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Eigentlich hatten Conny und Raik sich den Urlaub in Italien redlich verdient. Doch als Frischling der Mordkommission hat Conny nur unter der Voraussetzung fahren dürfen, dass ihr Chef sie notfalls zurückbeordern kann. Murphys Law schlägt zu und Raik lässt seiner Wut und Enttäuschung freien Lauf. Doch um die Befindlichkeiten des Richters kann sich Conny gerade gar nicht kümmern. Die ersten Ermittlungen verlaufen schleppend und drohen im Sande zu verlaufen.  Niemand hat etwas gesehen oder bemerkt. Ausgerechnet Connys Freund, der Richter, gibt den entscheidenden Hinweis, der die Ermittlungen wieder in Gang bringt. Als alter Stammgast des Mordopfers hat ihn dessen Angestellte, die attraktive Halbkroatin Marijana um Hilfe gebeten. Beim Ausräumen des Lokalkellers findet Raik eine alte Holzkiste mit mehr als brisantem Inhalt.

Der Buchtitel Duell im Schatten hat mich zunächst stutzen lassen, da er eher an einen Krimi aus den 60ern erinnerte. Aber weit gefehlt. Der Roman von Romy Fölck spielt in der Gegenwart und lediglich die Ermittlungen der Protagonisten führen weit in die Kriegsgeschichte zurück, in eine Art Schattenwelt. Für uns heute ebenso zeitlich als auch geographisch entfernt, bieten die Balkankriege, sowohl die in der nahen als auch in der weiter zurückliegenden Vergangenheit, hervorragende Grundlagen für jegliche Art von Geschichte, vor allem aber für das Genre Krimi. Für Romy Fölck eine ausgezeichnete  Wahl, bei deren Umsetzung sie nicht an der Oberfläche kratzt, sondern auch für den geschichtsunkundigen Leser, tiefer in die Materie eindringt und verständlich nahe zu bringen weiß.

Romy Fölck verzichtet auf plakative Beschreibungen, ohne dass das Grauen seinen Schrecken verliert. Sie schreibt beharrlich und mit Energie, so dass auch in ruhigeren Momenten der Leser nicht von der Angel gelassen wird und sich ein gleichmäßiger Spannungsbogen entwickelt, der sich nicht nur auf die Ermittlungen, sondern auch auf das Privatleben der Hauptpersonen ausweitet. Zeitgemäß lässt die Autorin ihre Hauptpersonen in die Beziehungsfalle tappen und auch im Job sind  Grabenkämpfe angesagt. Vieles erscheint zunächst in Schwarz-Weiß und doch liegt gerade dieses Romy Fölck fern. Der Schluss, ein wahrer Showdown, wird den Leser mit einem verwunderten Blick zurücklassen.

Ein rundherum gelungener Krimi, mit ausreichend Tempo, gut gezeichneten Personen und logischen Handlungsfolgen.

Leseempfehlung? Sicher!

Für wen? Jedermann.

Duell im Schatten – Romy Fölck

Krimi

Erschienen: 20.02.2012 im Kahl Verlag

Taschenbuch

264 Seiten

18,6 x 11,4 x 1,8 cm

ISBN: 978-3938916186

Rezi „Das Lavendelzimmer“ – Nina George

Das Lavendelzimmer  – Nina George
Ein Mann, der sich der Liebe und Lust versagt. Monsieur Perdu, 50 Jahre alt, Buchhändler ist so einer. Tagein tagaus öffnet er seine Literarische Apotheke, ein Frachtkahn auf der Seine, verkauft Bücher und Buchaccessoires, steht seinen geschiedenen Eltern an jeweils einem Tag der Woche zur Verfügung, hilft seinen Nachbarn hier und da und zieht sich dann wieder zurück in seine spärlich möblierte Wohnung, mit nach Alphabet sortierten Lebensmittel zurück. Das Wort Lebensfreude ist ihm abhandengekommen. Damals. Vor mehr als zwanzig Jahren.

Die Wende erfolgt, als in der Nachbarwohnung die frisch getrennte und traurige Catherine einzieht, welcher er einige Gegenstände zur Verfügung stellt. Ein Zufall, der sein Leben umwirft und ihn in ein Abenteuer zu sich, zu den Menschen die ihn begleiten und begegnen, und in die Vergangenheit starten lässt.

Zarte, pudrige Farbtöne. Ein patinierter Holztisch auf dem ein Bündel blühender Lavendel liegt, versehen mit einer lilafarbenen, schnörkeligen Schrift. Ein Buchcover welches leise darauf hinweist, dass es hier um Gefühle und Romantik und auf eine Reise in die Provence gehen könnte.

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Nina George startet gleich zu Anfang mit einem Cocktail der Gefühle. Ihre Hauptperson Jean Perdu wird überrumpelt von seiner Hauseigentümerin Madame Bernard und deren Concierge Madame Rosalette. Es bedarf einer Möbelspende für die neue Mieterin.

„Ich könnte doch einfach einen Tisch kaufen“, denkt sich Perdu, als er beginnt das Regal vor der Tür abzubauen. Hinter besagter Tür befindet sich nicht nur ein Tisch, sondern etwas lauert auf ihn, etwas das er seit 21 Jahren meidet. Gedanken an die Zeit damals. An das Lavendelzimmer. An ***. Wut, Enttäuschung und Hilflosigkeit übermannen Perdu und doch versucht er seiner Nachbarin Catherine beizustehen. Zunächst in Form eines Tisches, dann mithilfe von traurigen Büchern.

„Was für ein Buch? … Eines, das tröstet. … Ich muss aber noch weinen. Sonst ertrinke ich. … Manchmal schwimmt man in ungeweinten Tränen und geht darin unter, wenn man sie in sich behält.“

Mit dem Tisch gelangt auch ein ungeöffneter Brief in Catherins Besitz, den Perdu dort in einer Schublade vor 21 Jahren gelegt hat und vergessen wollte. Nun öffnet er ihm die Augen und lässt ihn erkennen, dass nicht diese eine Frau von damals Schuld auf sich genommen hat, sondern er selber.

Monsieur Perdu – welch ein hinreißendes Wortspiel. Übersetzt bedeutet es „verloren“. Ein Mann der sich verloren hat und zu einer Reise auf einem Fluss aufbricht. Kleiner Abstecher in die Tiefenpsychologie: Menschen, welche sich in ihren Träumen in einem Boot oder Schiff auf einem Gewässern fortbewegen, begeben sich auf eine Lebensreise. Ich könnte an diese Stelle weitere Deutungen anführen, was jedoch der Geschichte des Lavendelzimmersnicht unbedingt dienlich wäre.

Selten hat mich eine Geschichte wie die von Nina George so zerrissen. Sie selber nennt es ein Trostbuch, für mich jedoch ist der Roman eine Geschichte voll mit Erinnerungen. Nicht an gleiche Erlebnisse, sondern an verlorene, verschüttete Gefühle. Und so musste ich dieses manchmal kitschige, manchmal pathetische, mit Humor, Herz und kruden Persönlichkeiten besetzte Buch immer wieder beiseitelegen, weil mich die „ungeweinten Tränen“ nicht zur Ruhe kommen ließen. Am 15. Mai bei einer Lesung von Nina George erstmals in die Hand bekommen und erst vor wenigen Tagen beendet – zwei volle Monate für 384 Seiten. Aber keine Angst, nicht jeder Leser wird so reagieren wie ich, sondern sein ganz eigenes Empfinden für diesen Roman entwickeln. Ob in einer Nacht, in einer Woche oder längerer Zeit gelesen, das Lavendelzimmer fängt den Leser ein und spiegelt ihm gerade die Gefühle wieder, die er in eben jenem Moment braucht. Und auch jeder wird seine eigenen starken Sätze herauspicken und sie sich zu Eigen machen. Es ist „Den Verlorenen gewidmet. Und jenen, die sie immer noch lieben.“

Ist das Lavendelzimmer ein typischer Frauenroman? In meinen Augen nicht. Sicherlich wird kein Supermacho blind hinlangen und sofort seinen Testosteronspiegel herunterfahren und in dem Nina-George-Fan-Club beitreten, es sei denn, er ist ein Macho mit Gespür für Sprache – ja, auch diese gibt es, siehe schlechtgelaunte Literaturkritiker. Die Leichtigkeit der Sprache, manchmal auch ihre unverblümte Direktheit, die den Roman wie eine Melodie trägt und doch mehr als nur pointiert die Szenen und Situationen der Protagonisten unterstreicht ist es, die aus einem kleinen ein großes Buch macht.

Chapeau Nina George – ich bin begeistert. Somit ernenne ich „Das Lavendelzimmer“ zu einem meiner Lieblingsbücher.

Leseempfehlung? UN-BE-DINGT!

Für wen? Jedermann.

Das Lavendelzimmer – Nina George

Roman

Erschienen: 02.05.2013 im Knaur HC

Hardcover

384 Seiten

19,4 x 12,6 x 3,2 cm

ISBN: 9783426652688

Aus dem Leben eines Kriminalautors – von Sunil Mann (Teil 9 + 10)

Wie der neue Vijay-Kumar-Roman entsteht – Teil 9:

Momentan gibt es nicht viel zu berichten, da sich das Manuskript beim Verlag befindet und von der Lektorin meines Vetrauens bearbeitet wird. Allerdings wurden in der Zwischenzeit Titel und Cover des Romans festgelegt – anders als im letzten Blogeintrag berichtet, heisst das Werk aber weder „Family Affairs“ noch „Diebesgut“, sondern: „Familienpoker“! So kann es gehen …

Der Roman wird Mitte August erscheinen, kurz danach findet auch die Buchvernissage statt – voraussichtlich an einer von Zürichs schicksten und stilvollsten Location. Details zu Termin und Ort verrate ich an dieser Stelle, sobald die Verträge unterschrieben und das ganze Rundherum feststeht.

Wie der neue Vijay-Kumar-Roman entsteht – zehnter und letzter Teil:

Nun ist das Manuskript also fertig bearbeitet, die letzten Änderungen sind eingefügt und in den vergangenen Tagen habe ich die bereits gesetzte Version (also so, wie die Schrift nachher im Buch erscheint) von „Familienpoker“ mehrmals durchgelesen. Ein gutes und zufriedenstellendes Gefühl, die Arbeit eines ganzen Jahres endlich vom Tisch zu haben, allerdings empfinde ich wie immer auch etwas Wehmut, wenn ein Buch auf seine „ganz eigene Reise geschickt wird“ (wie es wohl Nena formulieren würde).
Irgendwie erscheint es mir jedes Mal unvorstellbar, wie aus einem weissen Worddokument und einem ungeduldig blinkenden Cursor ein über dreihundertseitiges Manuskript entstehen kann, die unzähligen Stunden hinter dieser mühseligen, aber auch beflügelnden und zu akuten Euphorieanfällen führenden Tätigkeit scheinen mir bereits weit weg zu sein, dabei habe ich eben noch mittendrin gesteckt.

Nun heisst es abwarten, auf die ersten Reaktionen, auf Presse- und Lesetermine und nicht zuletzt auf die Buchpremiere am 20. August im Kaufleuten in Zürich. Einiges ist aufgegeleist und der Buchtrailer wurde mit grosser Begeisterung aufgenommen.

http://www.youtube.com/watch?v=8MtLf9RI27w

Noch bleibt aber etwas Zeit, bevor sich das Karussell wieder zu drehen beginnt. Allerdings verbringe ich die Wochen bis dahin keineswegs mit Däumchendrehen, denn nach dem Roman heisst auch immer vor dem Roman ….

 

Rezi „Todesfrist“ – Andreas Gruber

Todesfrist – Andreas Gruber

Köln, München, Leipzig – Städte mit eindrucksvollen Kirchen in denen Frauenleichen aufgefunden werden, welche auf sehr unterschiedliche und bestialische Art und Weise ermordet wurden. Vorab aber wurden sie entführt und den Frauen nahestehende Personen Hinweise hinterlegt. Kurz darauf erhalten sie den Anruf einer elektrisch verzerrten Stimme: „Wenn Sie innerhalb von 48 Stunden herausfinden, warum ich diese Frau entführt habe, bleibt sie am Leben. Falls nicht – stirbt sie.“ Die engagierte, junge Kommissarin Sabine Nemez versucht dem Täter auf die Spur zu kommen, wird jedoch aus den eigenen Reihen ausgebremst. Dann taucht Maarten S. Sneijder vom BKA Wiesbaden auf und reißt die Ermittlungen an sich. An eine Zusammenarbeit zwischen dem blasierten Niederländer und Sabine ist zunächst nicht zu denken, bis Sabine ein Muster in den Morden erkennt, die mit den Versen eines Kinderbuches zu tun haben. Der Struwwelpeter.

In der Nähe von Wien findet die Psychotherapeutin Helen Berger eine kleine Geschenkbox. Kurz darauf erhält sie einen Anruf: „Wenn Sie innerhalb von 48 Stunden …!“

Sehr reißerisch kommt das Cover von Todesfristdaher. Eine blutbesudelte, geöffnete, in den Deckel geprägte Schere, die auf einem Betonboden zu liegen scheint springt dem Betrachter geradezu ins Auge. Den Zusatz „Thriller“ hätte man sich hier fast sparen können – es ist eindeutig, dass Leser mit schwachem Magen hier besser die Finger von lassen sollten.

Andreas Gruber startet mit einem Prolog, der es in sich hat. Eine Frau wird in der Tiefgarage des Instituts für Pathologie entführt und erwacht völlig bewegungslos in einer Art Keller. Ihr Entführer gibt sich nicht zu erkennen und benutzt einen Stimmenverzerrer. Er erklärt ihr sehr ausführlich, wie die nahe Zukunft für sie aussehen wird.

„Der Mörtel war erst nach acht Stunden trocken. Danach habe ich den Block mit diesem Flaschenzug aufgestellt … Das Licht seiner Stirnlampe fiel auf einen Spiegel, der am Ende der Kette baumelte … Ich hoffe, du gerätst bei dem Anblick nicht in Panik. Denk immer daran: Dein Brustkorb ist eingeengt. Du kannst nur flach atmen.“

Spannung ab der ersten Sekunde. Todesfrist ist ein Thriller, fast wie aus dem „Bilderbuch“. Da gibt es die junge Kommissarin mit Interesse am Profiling, den Joint rauchenden Unsympath vom BKA, eine Psychotherapeutin, deren Leben völlig aus der Bahn geworfen wird und einen Killer, der sich als Mordvorlage den Struwwelpeter und dessen Geschichten vornimmt. Ein wenig Klischee vielleicht, aber hier zu einem ungemein lesenswerten Roman zusammengepackt.

Mordmethoden à la Struwwelpeter – völlig neu? 1985 gab es derartiges bereits einmal. In Lestrade und die Struwwelpeter-Morde von Meirion James Trow ermittelt der Chief Inspector aus den Sherlock Holmes Geschichten an eben einem derartigen Fall. Schöne Parallele – Maarten S. Sneijder raucht Joints, Sherlock Holmes bevorzugt Kokain. Man kann das Rad nicht neu erfinden, aber Andreas Gruber hat es ganz klar geschafft, ein windschnittiges, schnelles Rad mit faszinierenden Details zu versehen. Eigentlich sollte man denken, dass ein psychopathischer Killer von der ersten Sekunde in den Augen des Lesers seinen Stempel als seelenlose Mordmaschine erhält, doch auch hier überrascht Andreas Gruber. Der Killer hat eine Seele. Ich selbst habe mich beim Lesen dabei ertappt, wie ich Mitleid mit dem Mörder bekam und ihn in seinem Tun entschuldigte. Sein Handeln ist nachvollziehbar und fast berechtigt.

Abschließend kann ich nur sagen – toller Roman, ausgesprochen lesenswert und sicherlich nicht der letzte von Andreas Gruber in meinem Bücherregal.

Kritikpunkt? Nur ein kleiner – hier und da wurden Personen wiederholt erklärt.

Leseempfehlung? Ja.

Für wen? Jedermann.

Todesfrist – Andreas Gruber

Thriller

Erschienen: 18.03.2013 im Goldmann Verlag

Broschur

416 Seiten

11,8 x 18,7 cm

ISBN: 9783442478668

Rezi „Winzertod“ – Christian Klinger

Winzertod – Christian Klinger


Eigentlich will Privatdetektiv Marco Martin, Ex-Bestatter und den Genüssen der im Wiener Umland ansässigen Rebsaftproduzenten zugetan, dem Kirtag in Neufried nur einen Besuch abstatten und seine neueste „Errungenschaft“ feiern. Doch dieser wird überschattet von einem Brand im Traditionsweingut Fadinger, welcher ein Todesopfer fordert. Die Überreste des alten Weingutknechts Bogi werden in den verkohlten Resten des abgebrannten Holzanbaus gefunden. Zunächst sieht alles nach einem Selbstmord oder Unfall aus. Die Enkelin des Knechtes ist anderer Meinung und schaltet Marco Martin ein, der die Ermittlungen aufnimmt.

Zeitgleich kämpft Gruppeninspektor Krasberger aus Wien mit einem seltsamen Fall. Auf einer Abrissbaustelle eines Einfamilienhauses wird die Leiche des Hausbesitzers gefunden. Wie es scheint, hat der Mörder noch einige Zeit mit seinem toten Opfer „zusammengelebt“. Warum?

Das Buchcover von Winzertod kommt äußerst nüchtern daher. Ein weißer Buchumschlag, eine rote Flüssigkeit in der ein Weinkorken mit der Aufschrift „Marco Martin Ermittelt“ liegt. Dazu die in schwarz gehaltene, getrennt geschriebene  Überschrift Winzertod. Das Wort TOD springt den Leser geradezu an, so dass die kleine Erläuterung innerhalb des „O“ – Krimi – nur noch ein kleiner und eigentlich überflüssiger Genrehinweis ist.

Der Wandel der Zeit geht auch an dem beschaulichen Weinbauviertel Neufried nicht vorbei. Einerseits Tradition und Kirtag, andererseits Baugruben und moderne Wohnkomplexe mit außerirdischen Mietpreisen.
Warum war ein einfacher Knecht derart vermögend und wieso trifft Martin bei seiner Recherche auf eine illustre Gesellschaft, die weder dem Brand noch dem Todesopfer großes Interesse entgegenzubringen scheint, sondern recht entspannt und geradezu glücklich mit der entstandenen Situation umgeht. Selbstmord scheidet rasch aus. Doch was hat es mit der ominösen SMS von Bogi an Fadinger auf sich und bleibt die Frage, war es ein unglücklicher Unfall oder doch ein kaltblütiger Mord?

Von Rätselfortsetzungskrimis in Zeitschriften zum Roman. Christian Klinger hat es gemacht. Hätte schief gehen können – ist es aber nicht. Winzertod ist ein mit viel Lokalkolorit unterlegter Krimi, der die typischen Eigenschaften und Eigenheiten meiner alten Heimat mit einer gehörigen Portion Selbstironie darstellt. Sei es Martins permanenter Kampf mit dem „stillen Örtchen“ oder auch die Darstellung des „nicht neugierigen“ Nachbarn:

„Und wenn das Freunde waren? Nur zum Kartenspielen oder so?“ …
„So houm de owa ned aus´gschaut!“
„Würden sie da wen wiedererkennen?“
„Aber woher denn! … Mir ham ja ned so genau geschaut. Wir sind ja ned neugierig, oder?“
 

Der Österreicher ist anders – der Wiener speziell – sein Umgang mit Wein exzentrisch: „ Als Zeichen der Solidarität soffen sie halt beim Fadinger. So eine Art Charity-Aktion, der Alkoholkonsum erschien plötzlich sinnvoll, diente einem guten Zweck. Halt nicht „Licht ins Dunkel“, sondern „Saufen für die Asche“.“
Möglich auch, dass man als nicht ortsansässiger manchmal über typische Bezeichnungen wie Konsumationszettel, Salettl oder Kredenz stolpert. Bei Unsicherheiten empfehle ich die folgende Internetseite http://www.ostarrichi.org/oder das ein oder andere Wörterbuch Deutsch-Wienerisch.

Klinger findet klare Worte: „Er saß da, ausgestreckt am Sofa, in Shorts und T-Shirt, und kratzte sich genüsslich am Hoden. Derartige Situationen bestätigten seine Einschätzung, wonach die Bildtelephonie sich nie würde durchsetzen können“ und lässt die Neugierde des Lesers zum Finale hin stetig wachsen, da sich immer wieder neue Anhaltspunkte ergeben. Das Ende ist logisch und nachvollziehbar, wartet allerdings, soviel sei verraten, auch mit einer kleinen Überraschung auf.

Kritikpunkt? Ja – Nudeln niemals mit Olivenöl kochen!


Leseempfehlung? Ja.
Für wen? Jedermann, ohne Einschränkung.

Winzertod – Christian Klinger
Krimi
Erschienen: 01.05.2012 im Steinverlag
276 Seiten
19 x 12,4 x 2,2 cm
ISBN: 9783901392276

GLÜCK FÜR JEDEN!!!

Vom Roman in die Wirklichkeit – 
das Glücksbüro feiert Eröffnung!

Nach § 1 Erstes Buch Glücksgesetz ist es jetzt möglich ein kleines Glück zu beantragen. Alles was man dafür tun muß, ist sich in das ortsansässige Internet-Glücksbüro zu begeben und der Anleitung zum Glücklichsein folgen:

Eine wunderschöne Idee, die sich Andreas Izquierdo da ausgedacht hat. Das Glücksbüro ist der Ort, an dem sich vielleicht kleine Träume und Wünsche erfüllen können oder man einer ganz speziellen Person einen glücklichen Tag wünschen kann. 

Schaut hinein und lasst euch überraschen und inspirieren…
„Nicht die Reibung ließ die Sternschnuppen leuchten, sondern die heimlichen Wünsche der Menschen, die zu ihr hinaufsahen.“ – aus Das Glücksbüro.