Rezi „Unter schrägen Vögeln“ – Peter Godazgar

Unter schrägen Vögeln – Peter Godazgar
Ein Mann mitten in einer Sinnkrise. Wo komm ich her, wo geh ich hin und warum verdammt nochmal bin ich immer noch hier in Halle an der Saale? Und wohin verschwinden nächtens die Kaninchen von Züchter Schönlein? Henri, Sascha und vier weitere hat der irre Entführer schon auf dem Gewissen. Privatdetektiv Markus Waldo steht mehr Fragen als Antworten, einem Heer von Kaninchenzüchter, seinem ihm immer mit guten Ratschlägen anbei stehenden Freund Alfred, der ausführenden deutschen Exekutive und vor allem der ihn immer wieder verwirrenden Damenwelt hilflos gegenüber. Eine Dame davon hat ihn besonders fest im Griff. Annette, ein Zauberwesen, nicht von dieser Welt, welches Waldos Weg mehr als nur kreuzen wird.

Der Kopf und Hals eines Gummihuhns, inmitten von winzigen Glasscherben, mit einem schwarzen Hintergrund unterlegt. Dazu der Buchtitel Unter schrägen Vögeln. Hier scheint das Leben eines recht seltsamen Vogels in Scherben zu liegen. Oder alles zusammen mehr als ein Augenzwinkern, das den Leser auf einen nicht schmunzelfreien Krimi und viel Humor hinweist.

Vorbei die Zeit, in denen die Helden des Krimis muskulöse, intelligente, extrem gutaussehende Herren in kultivierter Kleidung waren und in den Großstädten dieser Welt ihre Ermittlungen bezüglich Mord, Betrug und Raub aufnahmen. Willkommen im Jetzt. In Sachsen-Anhalt, genauer gesagt in der Weltstadt Halle an der Saale, dem scheinbaren Epizentrum der Kaninchen Entführer. Unser Held, Markus Waldo, ist kein muskulöser Herr in kultivierter Kleidung, sondern ein Mann mit einem „depressor  angulis oris“, welcher mehrzeitig in Richtung Füße, denn Richtung Ohren arbeitet, diversen Zwangshandlungen,  einem Dienstwagen – ein wie sein Fahrer in die Jahre gekommener Fiesta und einem Mittbewohner namens Oscar, welcher gerne die Klappe an der falschen Stelle aufreißt. Schon auf den ersten Blick ist klar zu erkennen, dass Markus Waldo sein Beruf und die Stadt am Herzen liegen: „Scheißosten! Scheißosten! Scheißostenscheißostenscheißosten!“

Ein Mann der klaren Worte, so kann man Peter Godazgar, den Autor des Krimis nennen, der dem Leser viel wissenswerte mit wenigen Worten vermitteln kann. Wer weiß denn schon über „Arumsa“ Bescheid, was gelbe Aufkleber auf Grabsteinen bedeuten oder dass 1991 in der Diskothek Schorre der Grundstein für eine Weltkarriere gestartet wurde? Es macht mehr als nur Spaß, sich in die wirren Gedanken Godazgars fallen zu lassen. Ständig bringt er Waldo in unmögliche Situationen und dem Leser die wieder aufkeimende Libido seines fast 40jährigen  Detektivs in poetischen Bildern näher. „Seine Hand fuhr unter die Tischplatte und näherte sich einem Bereich, der seit langem Brach lag und der sich gerade jetzt, da sich dieser merkwürdige Tag dem Ende neigte, schlagartig in eine Maienlandschaft verwandelte.“ Selten wurde eine Erektion derart hinreißend beschrieben.

Eine reine, dem Klamauk verfallene Geschichte könnte man nun denken – doch weit gefehlt. Peter Godazgar ist es gelungen einen äußerst humorigen aber klar durchdachten Krimi zu schreiben, welcher noch mit einem unerwarteten Showdown aufwartet. Ein Autor, der nicht nur mit seinen Figuren, sondern auch mittels eines interessanten Spannungsbogen zu überraschen weiß.

Demzufolge erwartet den Leser eine kurzweilige und abwechslungsreiche Geschichte, welche die eine oder andere Lachfalte zur Folge haben könnte.
Leseempfehlung? Ja.
Für wen? Für jeden, der gerne mal einen Krimi mit mehr als nur einer kleinen Portion Humor liest.
Unter schrägen Vögeln – Peter Godazgar
Kriminalroman
Erschienen: 15.04.2008 im Grafit Verlag
252 Seiten
19 x 11,6 x 2,4 cm
ISBN: 978-3894253479

WolffsBeute bittet um hemmungslose Unterstützung …

Der Virenschleuderpreis 2013 geht in die letzten Züge der Nominierungsphase. 

 

VIRENSCHLEUDER???
Keine Angst, hierbei handelt es sich nicht um „böse Viren“ die Euren PC beschädigen können, sondern um die besten „ansteckensten“ Marketingstrategien, -ideen und Persönlichkeiten.

Eine tolle Idee dazu hatte Andreas Izquierdo, in dem er virtuell sein vormals nur im Roman exestierendes Glücksbüro eröffnete. Seither haben bereits vielen Menschen ein kleines Stück vom Glück erhalten, worauf sie vormals überhaupt nicht zu hoffen wagten.
 
Im Glücksbüro kann mittels des Formblattes E45 entweder ein eigenes oder für einen Dritten Glück beantragt werden. Hinzukommt, dass im Glücksordner, sortiert nach Postleitzahlen, man jemand anderen Glück zuteil werden lassen kann, indem man dem Antrag genehmigt.
 
Dank des Glückordners, kann man sich selber Glück wünschen oder andere Menschen glücklich machen.










Natürlich gibt es einen Glücksbescheid. Diesen kann man versenden oder eben auch selber erhalten.










 

In meinen Augen ist das virtuelle Glücksbüro eigentlich gar keine Marketingstrategie, sondern eine hinreißende Idee und ein wundervolles Werkzeug, um anderen Menschen ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ihnen vielleicht sogar Hoffnung zu geben.


Ich bitte daher alle Leser der WolffsBeute um hemmungslose Unterstützung, bei der Nominierung und Wahl, von Andreas Izquierdos Glücksbüro beim Virenschleuderpreis 2013.


Vielen lieben Dank Euch allen, die Ihr mitmacht.

Noch Fragen zum Buch? Hier meine Resenzion:

http://wolffsbeute.blogspot.de/2013/03/rezi-das-glucksburo-andreas-izquierdo.html

 

Crime Cologne …

Einmal ist keinmal
Zweimal schon Tradition

Joe Bausch
Gemäß dieser Kölschen Doktrin öffnete die Crime Cologne am vergangenen Donnerstag zum zweiten Mal ihre Pforten. Im Schatten des Doms und bei lauen Sommertemperaturen 
         
Edgar Franzmann, Jo Hagen, Regina Schleheck
begrüßte Bürgermeister Hans-Werner Bartsch im Rahmen einer feierlichen Eröffnung die geladenen Gäste. Hejo Emons und sein Team, 
Andreas Schnurrbusch

Achim Mantscheff, Betreiber des „Café am Museum Ludwig“ und somit Gastgeber des Autorentreffpunktes und viele

Andere folgten im Anschluss Autor, Schauspieler und Gefängnisarzt Joe Bausch, der einiges Wissenswerte aus seiner Studentenzeit in Köln zu erzählen hatte – dem damals genannten „Chicago des Westens“.

Und wenn sich die „Familie“ trifft, gibt es viel zu erzählen. Da werden Freunde getroffen, Bekanntschaften geschlossen und hier und da ein neues Projekt besprochen.

Die kommemden Tage ließen einiges erwarten. Bereits im Vorfeld gab es einen größeren Zulauf auf die Tickets als noch im vergangen Jahr. Mehrere Veranstaltungen konnten als ausverkauft verbucht werden.



Sowohl in- als auch ausländische Autoren gaben sich an den verschiedensten Veranstaltungsorten, wie dem Sport und Olympia Museum, den Krimischiff im Rheinauhafen, dem LVR-Turm, dem Lesezelt, in der neuen Trauerhalle des Melatenfriedhofes uvm. die Klinke in die Hand.

 

Martin Walker auf dem Krimischiff





Martin Walker, Margarete von Schwarzkopf

Wulf Dorn, Joe Bausch

 
Abschluss eines jeden Abends bildete für die meisten dann immer das Cafe am Ludwig, wo man bei dem ein oder anderen  Glas Kölsch oder Wein der Abend Revue passiert ließ.



Insgesammt verzeichnete die Crime Cologne in diesem Jahr einen Zuschauerzuwachs von 40%. Und da nach der Crime Cologne auch gleichzeitig vor der Crime Cologne ist, darf man  schon gespannt sein, was sich die Veranstalter für das kommende Jahr wieder einfallen lassen. 

Stefan Keller

Jan Bergrath

Ulrich Noller

Guido M. Breuer, Meike Vegelahn-Leser; Sven Görtz

Reinhard Jahn

Hejo Emons

Sabina Naber, Brigitte Glaser

Friedrich Ani

Myriane Angelowski, WolffsBeute

WolffsBeute, Claus Cornelius Fischer

Nachlese „Sonne Mord und Ferne“ – Offene Zeltstadt




Da war ich doch vor nicht allzulanger Zeit auf der Lesung in der Offenen Zeltstadt – Bergheim.
Eingeladen dazu hatte mich, wie so oft, die wunderbare Regina Schleheck. „Komm mit – Du musst endlich Myk und Michael kennenlernen.“ Gesagt getan. Wie es sich für eine fürsorgliche 5fach Mutter gehört, holte Regina mich mit dem Schleheckschen Mobil ab, wo bereits Michael Schönen den Beifahrersitz besetzte.

Nach einigem Suchen wurden wir fündig und betraten das Gelände. Irgenwo im Nirgendwo wächst jedes Jahr aus verschieden großen Zelten eine kleine Stadt in der Jugendliche (ab 14 Jahre) und Erwachsene sich 2 Wochen zusammenfinden um zu basteln, musizieren, Filme gucken, Talentproben veranstalten usw. Alle Veranstaltungen sind kostenlos und die Preise für Übernachtung und Verpflegung erschwinglich.

Aber zurück zum Thema. Die Autoren trafen vor Ort zusammen und besprachen den Ablauf.

Regina Schleheck, Michael Schönen

Den Anfang machte Michael Schönen, der sich selber als „Autor, Wortakrobat, dicklicher Dichter“ bezeichnet. Er zog das Publikum direkt in seinen Bann, indem er sein Gedicht „Als ich einmal mit einer Frau, die ich im Kölner Karneval kennenlernte, eine spontane Weltreise unternahm“ vortrug und mit Aussagen wie 
„Bilden Sie noch mal einen Satz mit… Crème brûlée:
 Nicht die Kö ist länger die In-Meile, nee!
Wo trifft die sich die Creme de la Creme? Brühl, ey!
,
 die in dritter Reihe sitzenden Germanistik Studenten vor Verzückung aufkreischen ließ.

Nachdem die Lachmuskeln ausreichend strapaziert wurden, brachte Regina Schleheck etwas Ruhe ins Publikum. Ihre Geschichte „Barb goes Timmendorf“, in der sich eine Teenagerin unfreiwillig als Teil eines Patchwork Familie wiederfindet und sich mit einem ganz in Pink gehaltenen Kind und dazu passenden Hotelzimmer auseinandersetzen muss, ließ die Zuhörer aufatmen und ein klein wenig nachdenklicher werden.
M. Jung, R. Schleheck, M. Jung
Doch Schluss damit – Auftritt Myk Jung! Was für eine Stimme – nicht genial, nein, KONGENIAL! „Verzögerte Ausreise“ erzählt die Geschichte von Rocco, wie er im Jointrausch am Flughafen steht und den Tag Revue passieren lässt. Er ist auf der Flucht, da er Schuld daran trägt, dass es auf einem AC/DC Konzert 15 Tote gab. Ursache hierfür: ReggaeMusik. Und da Reggae Musik und der Genuss von Marihuana die Sinne benebeln, hat Myk Jung es vorgezogen, Roccos Geschichte gleich 3 mögliche Enden zu verpassen. 

In der Folge wechselten sich die Autoren mit Ihren Geschichten ab und begeisterten das Publikum, wobei man sagen muss, dass der große Abräumer einfach Michael Schönen war.
Alleine sein Gedicht „Nunft“ welches auf deutlichste darstellt, was passiert, wenn man eine Kleinigkeit weglässt, darf der Welt nicht vorenthalten und muss hier gepostet werden:

Nunft
Dank der -einten Willenskraft
wird das „ver-“ nun abgeschafft! 
Ich sag Euch das eine:
Künftig werden alle Leute -nünftig!

Alles wird sich umgestalten:
Menschen werden sich dann -halten,
Reiche nur ihr -mögen -mehren,
Männer dann mit Frauen -kehren,
ab und zu im Bett mal -sagen…
Die Gerichte werden -tagen,
-handeln und ein Urteil -künden.
Priester -geben uns die Sünden.

Menschen werden andre -lassen,
wer zu spät kommt, der wird -passen.
Man kann sich den Magen -stimmen.
Starke werden Schwache -trimmen. 
Viele werden ungebeten
ihren Chef im Urlaub -treten.

Die Regierung wird mit größtem 
-gnügen -schaukeln uns, und –trösten,
und sich in den meisten Fällen
in der Öffentlichkeit -stellen.

Wenn es an dem „ver-“ nicht läge,
unterschrieben Sportler -träge!
Schilder würden nur noch -bieten,
-mieter dann an Mieter -mieten,
und man würde unter Gleichen
sich fortan die Hände reichen.

Denkt euch nur: Ganz plötzlich müssten
-hören uns die Polizisten,
Kriegs-brecher, die Waffen -wenden,
würden so den Krieg beenden,
Bomben würden plötzlich -nichten,
wenn nur auf das „ver-“ wir -zichten,
und Kadaver würden -wesen.
Geistig -wirrt steh´n wir am Tresen.

Langsam nur wird uns bewusst:
Schön wär´ diese Art von -lust.

Ein Abend geht zu Ende – in der Zeltstadt mit einem großen Lagerfeuer und dem ein oder anderen Lachtränchen im Auge. Danke an die drei unterschiedlichen und wortreichen Schriftsteller.

Weitere Informationen zur Zeltstadt und den Autoren:

http://zeltstadt.woanders.org/ 

http://www.regina-schleheck.de/

http://www.mykjung.de/

http://jambensau.jimdo.com/