Leseprobe „Drecksspiel“ – Martin Krist
Rezi „Drecksspiel“ – Martin Krist
Drecksspiel – Martin Krist |
Leseprobe „Kraut und Rübchen“ – Elke Pistor
Rezi „Kraut und Rübchen“ – Elke Pistor
Kraut und Rübchen – Elke Pistor |
Ernst wird es, wenn Elke Pistor den Leser in die Welt von Hilda, der Urheberin des Notizbuches, einführt. Ihre Aufzeichnungen der Dienstmagd und Kräuterfrau gehen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Eine Zeit, in denen der Wert einer Frau an der Anzahl der geborenen Söhne gemessen wurde und sie nur unwesentlich höher in der Rangordnung war, als die beste Magd eines Hofes. Hier spielt die Autorin wieder ihre nachdenkliche Seite aus. Sie zeigt auf, mit welcher Härte das Leben und die Natur den Menschen in der damaligen Zeit begegneten. Vor allem zwei Frauen, welche ohne einen Bauern als Oberhaupt versuchten einen Hof zu bewirtschaften. Und sie zeigt auf, wie klug diese Frauen mit ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen ihr Leben meistern.
Zweifelsfrei wird im Roman mit Klischees gespielt. Da gibt es trinkfreudige Landfrauen, renitente Ziegen und einen naturphobischen Ex-Freund. Eingebunden in die Story erfüllen diese allerdings ihren Zweck, zumal dadurch wunderbare Passagen entstehen.
„Auf Marion“, sagte sie laut, hob ihr Glas und trank es in einem Zug leer. Wir taten es ihr nach. Der Schnaps brannte in meinem Hals, und kurzzeitig fragte ich mich, ob ich dadurch Gefahr lief, mein Augenlicht zu verlieren.“
Jane hatte sich nicht bewegt. Sie stand wie angewachsen und steckte ihr Maul glückselig in ein hoch stehendes Büschel Kräuter, zupfte und fraß genüsslich. Sie ignorierte mich, als ich ihr das Seil um den Hals legte, und behielt diese Ignoranz auch konsequent bei, als ich daran zog. Sie rührte sich keinen Millimeter. Sie hatte ihr Frühstücksparadies gefunden und würde es nicht kampflos wieder aufgeben.
Dabei war Björns intensivster Berührungspunkt zur Natur der Kauf eines in Plastikfolie verhüllten Blumenstraußes im örtlichen Discounter … Fahrrad fahren hieß für ihn, auf dem Trimm-Rad zu strampeln, während er eine Folge seiner Lieblingsfernsehserie ansah … Sonntagsausflüge führten ihn prinzipiell ins Kino oder manchmal ins Theater.
Ohne viele Schnörkel schafft Elke Pistor viel Atmosphäre, lässt Orte und Personen plastisch wirken. Sie vermittelt viel Wissenswertes zu Kräutern und Pflanzen, welche im Buch dargestellt durch alte Zeichnungen und schöne Kurzbeschreibungen, und durch die die einzelnen Kapitel unterteilt werden. Die in den Anhang gestellten Rezepte, wie zum Beispiel „Das Teufelszeug aus Kapitel 8“ sind ein zusätzliches Highlight und sollten unbedingt ausprobiert werden. Keine Angst, es handelt sich nur um Rezepte, welche eine wohltuende Wirkung auf Körper und Geist auswirken.
Abschließende Beurteilung? Eine gekonnte Mischung von alt und neu, humorigen und ernsten Abschnitten, eingepackt in einen ausgesprochen unterhaltsamen und kurzweiligen Krimi, der sich in jedem Fall zu lesen lohnt.
Leseempfehlung? Selbstverständlich.
Nachlese „Krimitag Nordeifel“
R. Hergarten, E. Pistor |
Myriane Angelowski |
R. Jagusch, C. Henn |
E. Pistor |
C. Henn, R. Jagusch |
Rezi „Die letzte Praline“ – Carsten Henn
Die letzte Praline – Carsten Henn |
„ … Ich passe auf Sie auf, einer muss den Job ja machen. Ich bin Ihr Schutzengel.“ „Sind diese nicht üblicherweise mit Flügeln und Heiligenschein ausgestattet?“ „Ich bin eine Weiterentwicklung, Schutzengel 2.0. Mit vielen Special Features.“ „Welchen denn? Einem ausklappbaren Flaschenöffner an der Hüfte?“
Zusammen sind sie in der Lage die seltsamen Vorkommnisse miteinander zu verbinden und der Lösung auf die Spur zu kommen.
Wie immer versorgt Autor Carsten Henn seine Leser nicht ausschließlich mit einem wunderbaren Kriminalroman, sondern einmal mehr mit interessanten Hintergrundinformationen zum Thema Schokolade und Pralinen. Wissen, welches Henn quasi im Vorbeigehen vermittelt, was aber den Nachteil hat, dass das omnipräsente Lebensmittel eine gewisse anregende Wirkung auf den Appetit hat. Ich bitte daher nochmal den Warnhinweis zu beachten …
Wer Brügge bisher noch nicht kennt, der erhält durch den Roman einen sehr schönen Einblick in diese mit Geschichte gespickte Stadt und ihre Bewohner. Apropos Bewohner. Carsten Henn lässt auch in diesem Krimi wieder ein Feuerwerk an Figuren auf den Leser los, die niemals blass wirken, sondern sich köstlich in das Gesamtbild hineinfügen. Dazu seine leichter beschwingter Schreibstil, dem es nicht an Spannung fehlt, haben mich das Buch in kürzester Zeit verschlingen lassen.
Wenden wir uns nun dem bereits angedeuteten Thema Humor zu. Davon gibt es in einem Henn´schen Krimi immer ausreichend, bei einem Bietigheim-Krimi noch mehr. Eigentlich ist es schon sehr schwierig, das permanente debile Grinsen beim Lesen aus dem Gesicht zu bekommen.
„Ich nenne Ihnen gleich fünf hervorragende Gründe: 1. Schokolade befriedigt sogar wenn sie weich geworden ist. 2. Keiner beschwert sich, wenn du zu fest auf die Nüsse beißt. 3. Bei Schokolade ist die Größe egal. 4. Du kannst sie an allen Tagen des Monats haben. Und 5. Beim Genuss von Schokolade bekommt man keine Haare in den Mund.“
Abschließende Beurteilung? Ich bin und bleibe ein Bietigheim Fan und freue mich auf den nächsten Fall, der sich mit eher Hochprozentigem beschäftigen und bei dem Pit wohl zu sportlichen Höchstleistungen auflaufen wird.
Für wen? Ach, lest es doch einfach, dann werdet ihr es wissen.
320 Seiten
21 x 13,4 x 3,6 cm