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Blutlinien – Myriane Angelowski |
„Anderen Menschen hatte sie hundertfach geholfen, ungezählte Male lebensrettende Maßnahmen eingeleitet. Sie selbst kam nicht in den Genuss solcher Unterstützung.“
Dr. Karina Marcks wird tot in der Nähe des Rheins aufgefunden. Die Spurensicherung kann kaum verwertbares Material finden, welche das Ermittlerteam Lou Vanheyden und Maline Brass weiterbringt. Mord im Affekt? Beziehungstat? Rache?
Eine weitere weibliche Leiche taucht auf, mit dem gleichen Verletzungsschema. Kommen Sie dem Täter näher? Oder vielleicht zu nah?
Wenn die Sonne über Köln aufgeht, dann bietet sich dem Betrachter das Bild, welches sich auf dem Buchcover befindet. Das orangerot angeleuchtete, wellenartige Dach des Museum Ludwig im Vordergrund und dahinter der Dom. Ein sehr friedliches Bild, das zum Titel „Blutlinien“ nicht recht passen möchte.
Eine Tochter, die sich gegen den Feminismus stellt. Die Kollegin und Freundin als Untermieterin und eine Mutter auf dem Jakobsweg. Lou Vanheydens Leben scheint niemals still zu stehen. Hinzu kommen die nicht einfachen Ermittlungen im neuen Fall. Ein unbekannter scheint es auf Frauen abgesehen zu haben, mit denen er nicht zimperlich umgeht. Lou und Maline versuchen die Gemeinsamkeiten der Morde zu verknüpfen und geraten dabei selber ins Visier.
Seiner Linie treu bleiben, diesen Satz könnte man als roten Faden von Myriane Angelowskis Krimi sehen. Ob im positiven oder negativen Sinn sei dahin gestellt. Der Täter glaubt sich im Recht, denn er verfolgt Linien. Geoglyphen. „ … es geht um die Personen, die auf diesen Linien gehen. … Trampeln auf Pfaden, die nicht für sie angelegt wurden, … .“ Der Mörder erkennt diese Linien und versucht die Ordnung, seine Ordnung wieder herzustellen.
Andererseits versucht Lou ihre Überzeugungen und Werte auf ihre Tochter zu projizieren, eckt dabei jedoch bei derselben an und fühlt sich hilflos und verraten.
Ein guter Krimi sollte wie ein Katz-und-Maus-Spiel sein. Mal ist der eine, mal der andere vorne. Auf keinen Fall sollte die Maus zu schnell aufgeben oder die Katze die Lust verlieren. Myriane Angelowski beherrscht das Spiel und lässt beiden Parteien ausreichend Zeit sich entsprechend in Szene zu setzen. Dem Täter auf die Spur zu kommen ist machbar, wird jedoch nicht jedem Leser gelingen.
Denn wieder schafft es die Autorin Abscheu und Verständnis für den Mörder beim Leser zu erzeugen. Wieder stellt sie ihn als das dar, was er ist: Eine für unser Verständnis kranke Persönlichkeit, welche sich hinter der Fassade des freundlichen Obsthändlers, der geduldigen Kindergärtnerin oder des braven Bankers verstecken kann. Wieder bindet sie geschickt die Hintergründe ihrer Hauptdarsteller mit in die Geschichte mit ein. Damit legt sie falsche Fährten und lenkt das Augenmerk des Lesers in eine völlig falsche Richtung. Eingelullt reagiert dieser genauso langsam und falsch, wie eine der Hauptdarstellerinnen, die dabei in eine lebensgefährliche Situation gerät.
Fazit: Einen Krimi von Myriane Angelowski zu lesen, kann in meinen Augen niemals ein Fehler sein. Sie schreibt klar und auf den Punkt, weiß den Spannungsbogen zu halten, ohne dabei das Menschliche der Darsteller aus den Augen zu verlieren, und verarbeitet in ihren Geschichten aktuelle Themen. Geschichten aus dem Leben, die so passieren können oder bereits passiert sind.
Leseempfehlung? Ja!
Für wen? In diesem Fall sicherlich für ortskundige und Kölner, in jedem Fall für begeisterte Krimileser.
Blutlinien – Myriane Angelowski
Köln-Krimi
Erschienen 25.06.2013 – im Emons Verlag
Taschenbuch
236 Seiten
20,4 x 13,4 x 1,8 cm
ISBN: 978-3954510559