Rezi „Tod in Kitzbühel“ – Edwin Haberfellner

Tod in Kitzbühel – Edwin Haberfellner


 
Das Kaisergebirge in Österreich. Hierhin verschlägt es Hauptkommissar Michael Schröck im Auftrag des BND, um in Sachen eines verschwunden russischen Milliardärsehepaars zu ermitteln. Eben noch waren diese äußerst beliebt und Wohltäter eines kleinen Ortes nahe Kitzbühel, plötzlich sind sie wie vom Erdboden verschluckt und nicht mehr aufzufinden. Dieses Verschwinden ruft nicht nur den BND sondern auch andere Staaten auf den Plan, denn die Wahlheimat der Russen, das verträumte Andreasfurth, scheint Mittelpunkt einer internationalen Verbindung zu sein, bei der es um eine Erdgaspipeline geht. Im Undercover Einsatz erhofft sich der BND über Schröck an mehr Informationen heranzukommen als über die Polizei. Wäre da nicht diese verschworene, schweigende Dorfgemeinschaft, welche genau dieses völlig zunichtemachen versucht.


„Hier möchte man nicht tot überm Zaun hängen“, fiel mir beim ersten betrachten des Buchcovers ein, welches eine malerische, grüne Weide zeigt, die durch einen eher fadenscheinigen, etwas desolaten Holzweidezaun geteilt wird. Das sollte einen aber keinesfalls vom lesen abhalten.


Den ersten Urlaub mit meinen Eltern, Ende der 70er, verbrachte ich im Kaisergebirge. In Ellmau, keine 18 km von Kitzbühel entfernt. Ich kann mich gut an die Berglandschaft und die Menschen dort erinnern. Sie waren den geldbringenden Touristen freundlich gesinnt, doch nur selten ließen sie sich hinter die Fassade schauen. Der schöne Schein der heilen Bergwelt musste gewahrt bleiben.


Damit hat auch Schröck bei seinen Ermittlungen zu kämpfen. Nur sehr langsam, manchmal eher durch Zufall findet er einzelne Puzzelteile, welche zunächst nicht zueinander passen wollen. Hilfe wird ihm seitens des Kellners Manuel zuteil, der ihn als Teil der Dorfgemeinschaft mit wichtigen Hintergrundinformationen versorgt.


Schon Goethe wusste es im Faust zu beschreiben:

 „Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!“


Der Aufstieg eines ehemals verschlafenen Dorfes durch Geld. Sehr viel Geld. Es erinnert in der Beschreibung ein wenig an Sylt, welches in seinem Dornröschenschlaf dahindämmerte, bis einige weltbekannte und wohlsituierte Menschen es entdeckten und es zu dem machten was es heute ist. Das schürt Neid, Hass und Missgunst.


Es hätte ein Jetset Krimi werden können. Mit protzigen Autos, Schmuckdiebstählen oder Drogengeschichten. Doch Edwin Haberfellner wählte andere Zutaten. Ein verschwundenes Milliardärsehepaar, einige Todesfälle und internationale Korruptionsaffären, das sind die Eckpfeiler aus denen der Schriftsteller wieder einen wunderbaren spannenden Krimi geformt hat. Hier, in und um Kitzbühel, wo normalerweise die Schönen und Reichen sich ein Stelldichein geben, von Toten nur aus Altersgründen oder Unfällen die Rede ist, fernab von der hektischen Großstadt, bettet der Autor seine Geschichte ein. Er entfernt sich dabei von der typischen Winterimpression, der Schickimicki-Bussibussi-Gesellschaft und lässt die Geschichte im heißen Bergsommer spielen.

Haberfellner hat sich seine Landsleute und die Region bei der Recherche ganz genau anschaut. Er beschreibt, wie ein Dorf vom Geld profitiert und gleichzeitig vieles zerstört wird, was den Ort vormals ausgemacht hat. Er weist auf Probleme hin, die sich dem Durchschnittstouristen nicht mal im Entferntesten offenbaren.


Fazit: Wie auch Schröck rätselt der Leser mit jeder Seite, wo das Motiv für das Verschwinden der Russen und die darauffolgenden Morde liegt. Doch er lässt sich nicht in die Karten blicken, die Auflösung kommt erst zum Schluss.



Leseempfehlung? Ohne Einschränkung.

Für wen? Krimifans jeder Couleur.

 

Tod in Kitzbühel – Edwin Haberfellner

Kriminalroman

Broschur

320 Seiten

Erschienen im Emons Verlag 26. März 2014

20,4 x 13,4 x 2,2 cm

ISBN 978-3954512638

Interview mit Dominik Meissner

Orimoto® „Rita“ – Dominik Meissner




Das ist ein Orimoto®.

Was ist ein Orimoto®?

Definition Orime.de: „Orimoto® ist die Kunst Bücher mit Eselsohren in 2- und 3 dimensionale Objekte zu falten. Das Verfalten von Büchern habe ich Orimoto® genannt. Es klingt asiatisch und lehnt sich an den Begriff Origami an. Das „Ori“ bedeutet wie beim Origami falten und „Moto“ ist einer der chinesischen bzw. japanischen Begriffe für Buch. Auf Deutsch würde der Begriff „Buch verfalten“ oder „Buch Origami“ am treffendsten passen. Die Begriffe „Buch falten“ oder „Origami Buch“ rufen andere Bedeutungen hervor.“

Orime.de das ist Dominik Meissner, den ich bereits auf der Buchmesse Frankfurt im letzten Jahr kennenlernen und auf der Criminale vor wenigen Wochen interviewen durfte.

WB: Ich habe auf Facebook und im Internet auf deiner Seite ja schon unglaubliche Dinge gesehen, aber live und in Farbe sieht das sicherlich noch einmal ganz anders aus, oder?

DM: Sicher. Kann ich dir gerne zeigen.

Sprach er und zog in der gleichen Sekunde ein winzig kleines Buch aus der Tasche.


WB: WOW! Wie groß, bzw. klein ist denn das?

DM: Das ist ein Miniaturbuch aus dem Verlag „Offizin Andersen Nexö Leipzig“. Der Schriftzug hat eine Höhe von 2cm und es hat 308 kleine Eselsohren.

WB: Das sieht nach Schmerzen in den Fingern aus.

DM: Nein, Schmerzen in den Fingern bekomme ich bei diesen Büchern nicht, problematisch sind da nur Bildbände mit ihrem dicken Papier da muss ich dann vom falten auf falzen umsteigen.
(Anmerkung von WB: Falten ist ohne Hilfsmittel. Falzen ist mit einem Werkzeug z.B. ein Falzbein.)

WB: Gut, du machst das schon ein paar Jahre. Brauchst du für ein kleines Buch länger als für ein großes? Hängt doch sicherlich auch von dem Objekt oder Namen etc. ab, oder?

DM: Seit ca. 12 Jahre falte ich die Bücher aber die Größe eines Buches spielt keine Rolle. Die Kleinen lassen sich halt unterwegs im Zug oder Bus Falten. Und was in das Buch gefaltet wird spielt eigentlich vom Aufwand auch keine Rolle da die Anzahl der Eselsohren ja gleich bleiben.

WB: Und jetzt hast du eins für mich gemacht. Es ist sehr faszinierend. Musste es wirklich immer wieder drehen und wenden und habe mir die Faltungen angeschaut. wie und wann bist du auf die Idee gekommen? Denn das mit dem Papier und so hat dich ja schon sehr früh eingenommen, oder?

DM: Mit 10 Jahren habe ich mit Papierfalten also Origami angefangen und auf die Idee mit den Orimotos bin ich gekommen als ich ein Geschenk für eine Bachhändlerin gesucht habe. Ich weiß noch für dieses Orimoto habe ich ca. ein Woche und drei Bücher gebraucht. Da habe ich noch jede Buchseite ausgemessen.

WB: Und wie lang brauchst Du jetzt für ein Buch?

DM: Mit einer vom Orimoto-Vorlagenprogramm erstellten Vorlage benötige ich für einen 400 Seiten Roman das sind dann 400 Eselsohren, also ca. 1-2 Stunden.

WB: Ich sehe, es ist alles eine Frage der Technik. Was du ja mit deinen Büchern über Geldgeschenke, Papierflieger und Sternen deiner Umwelt anschaulich vermittelst und zum Selbermachen anregst. Ist ein Buch über die Technik des Orimoto auch geplant, oder wird das dein Geheimnis bleiben?

DM: Das Geheimnis wurde im März zur Leipziger Buchmesse gelüftet. Der Frechverlag hat die Orimoto Technik von mir in dem Buch „Wir lieben Papier“ veröffentlicht und ich habe in dem Zuge das Orimoto-Vorlagenprogramm veröffentlicht. So das sich jeder ein Vorlage erstellen kann und damit ein Buch mit Eselsohren versehen kann.

WB: Wenn jetzt also jemand meiner Leser da draußen auch so ein Orimoto haben möchte, was sage ich dem?

DM: Es soll ja Leser geben die aus moralischen Gründen niemals ein Eselsohr in ein Buch falten, die können dann bei mir ein Orimoto Anfrage dann mach ich das liebevoll für sie. Ansonsten kann es jeder selber probieren es ist sehr schnelle gelernt, aber Achtung es kann zur Sucht werden.

WB: Dominik, ich danke dir für dieses Interview und werde deine weiteren Aktivitäten aufmerksam verfolgen. Mich hast du mit Orimoto in den Bann gezogen.

DM: Danke Rita für das Gespräche und auch das ich dich mit der Kunst begeistern konnte.

Weitere Infos zu Dominik Meissner und seiner Arbeit findet ihr hier:
http://www.orime.de/ oder bei Facebook.

Criminale 2014 – Freitag 23.05.2014

Und heute mal … Kultur!


Nürnberg. Malerisches Städtchen im Franken Land. über 490.000 Einwohner verteilen sich auf etwas mehr als 185 Quadratkilometern. 





Die Altstadt wird heute noch fast gänzlich von der historischen Stadtmauer umgeben, in deren Mittelpunkt das Wahrzeichen Nürnberg thront – die Kaiserburg.
  

Der Weg dorthin führt mich vorbei am Spielzeugmuseum …
… und dem überall präsenten Dürers Hase.


  
 
Der Weg zur Kaiserburg, er ist steinig, geradezu biblisch.

Hier haben sie einst gehaust, die holden Burgjungfern …









 
… und die Ritter ohne Furcht und Tadel.











 
Ob das der richtige Ort für eine Criminale ist? Und ob! Das zeigt sich schon an der mörderischen Vergangenheit des Ortes, welcher man allenthalben über den Weg läuft. 
 
Für Jedermann sichtbar war das Banner der Criminale nicht nur am Rathaus gut großformatig platziert.






Mörderisch für mich in diesem Jahr auf jeden Fall das flächendeckende Kopfsteinpflaster. Im Normalfall nur ein Problem des falschen Schuhwerks, stellte es für mich und meinen erst kürzlich erlittenen Außenbandabriss eine echte Herausforderung dar.

Im Schatten der Leonhard Kirche fand ich ein Restaurant und einen schüchternen, von der Herde getrennt arbeitenden Krimiautor.







Der schöne Brunnen
Weiter ging es für mich durch das pittoreske Städtchen, welches schönes, künstlerisches und seltsames zu bieten hat.
Kuckucksuhren


Fach – Arzt!

Kunstinstallation

Lebuchen im Mai








Am Abend dann besuchte ich die Lesung im Nürnberger Landgericht. 
„Im Namen des Volkes …“ erging hier kein Schuldspruch, sondern eine unterhaltsame Lesung dreier Autoren.
Den Anfang hierzu machte Edwin Haberfellner aus Österreich, der aus seinem neuen Krimi „Tod in Kitzbühel“ las.






 
Ihm folgte der deutsche Schriftsteller Richard Lifka.







Den Abschluss bildete der Schweizer Roger Strub, welcher mittels einer Charmeoffensive die Herzen der Zuhörer gewann, als er eine Dame ein signiertes Buch von sich schenkte.







Bei dem ein oder anderen Bier ließen die Herrschaften des Syndikats den Abend in der Criminale Bar ausklingen …