Rezi „Der David ist dem Goliath sein Tod“ – Torsten Sträter

Der David ist dem Goliath sein Tod – Torsten Sträter
Warum ist der David dem Goliath sein Tod?

Macht ein Praktikum in einem Sonnenstudio Sinn?

Wer verdammt nochmal ist Bumsgut Krombacher?


Herzlich willkommen im Sträter Universum. Einem ausgesprochen unterhaltsamen Platz, wo Kaffee fair behandelt wird und die Pest sich als Süßware enttarnt. Sträters Episoden über Familie und Nachbarschaft, seine jungen Leiden hinsichtlich Sex und Computerspiele sind schon eine Nummer für sich. Wirklichkeit und Fiktion bilden in seinen Geschichten nahtlose Übergänge. Wie einst Ephraim Kishon oder Erma Bombeck balanciert er hierbei auf einem schmalen Grat der Absurdität, welches gepaart mit seinem unverkennbaren Ruhrpott-Hochdeutsch eine geniale Mischung bildet. Der Mann hat bei der Vergabe des Humors einfach mehrfach hier gebrüllt. Ein Humor der sich sowohl im platten aber pointierten Wortwitz niederschlagen kann, als auch hintergründig daher schleicht, wobei er dem Publikum gerne mit einem bubenhaften Schmunzeln die Zeit gibt, den Witz zu verstehen.


„Kommt der Zander raus?“

Das war vielleicht ein wenig leger formuliert, dachte ich.

Drei Sekunden Stille.

Dann hörten wir: „UND OB!“

Den schweren Schritten nach, die da aus dem vierten Stock zu uns runterpolterten, fühlte sich Achims Vater angesprochen. Das war irgendwie nett, wenn man bedachte, dass er Nachtschicht gehabt hatte.

Uwe wurde ziemlich fahl. Aber Rückzug war keine Option. Andy murmelte absolut entspannt, fast meditativ: „Ich glaub, ich piss mir in die Hose.“

Dann war Rübezahl unten angekommen. Er ergriff Uwe am T-Shirt: „WISST IHR KLEINEN ÄRSCHE, WAS NACHTSCHICHT BEDEUTET? WISST IHR, WAS DAS HEISST? SCHLAF?“

Uwe sagte: „Kommt der Achim raus?“

„GLEICH HAT DER ARSCH KIRMES!“

„Der Achim“, hakte Uwe nach, „kommt der raus?“

Eine Stimme von oben: „DER HAT NEUN SEITEN PHYSIK, ACHT BLÖCKE BRUCHRECHNEN UND ´N AUFSATZ AUF!“

„Echt?“

„Jou!“

„Kann der sich bei dem Gebrüll überhaupt konzentrieren?“


Sehen wir es einmal ganz klar. Torsten Sträter ist ein Kind im Körper eines Kerls, mit dem Vokabular irgendwo zwischen Shakespeare und Marvel-Comics und einer Stimme, die Steine zum Schmelzen bringt. Ich bekenne hiermit freimütig – ich bin ein Sträter Groupie.


Fazit: Das war nicht mein letztes Buch von Torsten Sträter.

Leseempfehlung: Unbedingt, denn Lachen bringt Farbe ins Leben.

Warnung: Begegnet Sträter besser nicht, wenn eine Diät macht oder in Erinnerungen an den „Braunen Bär“ schwelgt.


So. Das war es. Schicht im Schacht.



Der David ist dem Goliath sein Tod – Torsten Sträter

Kurzgeschichten


Erschienen am 05. Dezember 2014 im Ullstein Verlag


192 Seiten


Taschenbuch


ISBN-10: 3548375359

ISBN-13: 978-3548375359


Auch in der Kindl-Edition erschienen

ASIN: B005OP2W5W





Premierenlesung: „Wer mordet schon in Köln?“ mit Regina Schleheck

Tatzeit: Montag, 22. August 2016 – 20:00 Uhr
Tatort: bunker k101 – Köln
Täter: Regina Schleheck
Zeugen: WolffsBeute und diverse andere Personen
Motiv: Premierenlesung aus der Anthologie „Wer mordet schon in Köln“
Wie geschaffen, war der Ort für Regina Schlehecks Premierenlesung. Kalte und kahle Wände, leere Gänge mit diversen Nischen und einer Akustik, welche ein 8-faches Echo hervorbringen kann. Nach einem kurzen Interview für die Kölner Rundschau begrüßte Petra Bossinger, 2. Vorsitzende des Vereins „Förderkreis Hochbunker Körnerstraße 101 e. V.“, die Premierengäste und stellte die Leverkusener Autorin kurz vor. Regina Schleheck nahm den Faden dankend auf und vervollständigte mit einigen Details ihre Vita.
Kurz umriss sie den Aufbau des Buches, das nicht nur eine geschichtliche Zeitreise durch Köln ist, sondern den Leser zugleich noch mit allerlei Informationen versorgt, über Orte, Geschehnisse oder Personen, die in den Geschichten Erwähnung finden. 
Wer ist der Platzjabbeck? Was hat es mit dem Gürzenich auf sich? Wer sind die Personen?
Zu den Geschichten.
Eine rein familiäre DamenWG namens Küpper  macht den Anfang. In „Walz, Walzer, Alzersheimer“, begegnen wir Oma – die nicht mehr die Jüngste ist, Mutter Ulrike – geistig derzeit etwas auf dem falschen Gleis und  Tochter Melle – sie findet im Karnevalstrubel ein männliches Alpenexemplar. Vater? Fehlanzeige, er ward nie gesehen und auch der Großvater hat beizeiten das Zeitliche gesegnet. Losgelöst von allen Sorgen folgen Melle und ihre Eroberung einen ganzen Tag dem tollen Treiben und landen des nächtens in der Küpperschen Wohnung. Die Nacht verläuft noch ruhig, doch am kommenden Morgen steht Oma mit einem blutigen Messer in der Küche
Mit „Zwischen Hochöfen und Deutz-Tief“, greift Regina Schleheck zurück auf die Nazizeit in der Domstadt. Die Geschichte handelt von einer realen Person, dem Schulleiter der jüdischen Schule Erich Klibansky, der sich um seine Schüler sorgte und 130 Schüler vor der Deportation rettete, indem er sie nach England schickte. In der erzählten Handlung, welche rein fiktiv ist, dreht es sich um den jungen Kurt Spingelt, der von seinem ehemaligen Mitschüler Adolf die Nachricht erhält, dass dieser auf dem Weg in die USA ist. Auch Kurt wartet auf die Nachricht seiner Mutter, dass er bald Nazideutschland verlassen kann, wird aber jäh aus seinen Gedanken gerissen und zum Schulleiter zitiert, welcher ihm seltsame Fragen stellt ….

In der nun folgenden kurzen Pause, wurde vom Angebot das vorgestellte Buchs (und auch weitere Veröffentlichungen der Autorin) am Büchertisch zu erwerben und direkt signieren zu lassen, reger Gebrauch gemacht.

Nach der Pause ging es weiter mit „Vatermörder“, einer Familientragödie von illegalen Einwanderern aus Sri Lanka, erzählt aus der Sicht eines Enkels. Die Großeltern Kramer versuchen ihre Kinder mittels kleiner Betteleien über Wasser zu halten, damit diese sich nicht zu Weit in die Öffentlichkeit wagen müssen. Der Mord am Großvater und das daraus resultierende Selbstmordattentat der Großmutter werden zu einschneidenden Begebenheiten in der Familienhistorie der Kramers, so dass die Kinder ihren Lebensmittelpunkt in einem anderen Stadtviertel verlegen und versuchen neu anzufangen. Doch auch hier wächst der Samen der Rache weiter und so nimmt das Schicksal seinen Lauf

In der letzten Geschichte „Auf den Hund gekommen“, nimmt Regina Schleheck die wunderbaren, nicht immer geliebten, nachbarschaftlichen Verhältnisse auf des Pudels Kern/Korn. Was des einen Freud, ist des anderen Leid, so dass ersichtlich wird, dass nicht jeder weltoffen mit der Kultur oder den Eigenheiten seines Nachbarn umgehen kann. Hier, in dieser Geschichte, wunderbar mit den typischen  Floskeln und dem einzigartigen Liedgut der Rheinmetropolenbewohner unterstrichen. Wie nicht anders zu erwarten, wird auch hier wieder jemand unverhofft dem Tod ins Auge blicken … 

Mit begeistertem Applaus quittierte das Publikum Reginas Schlehecks Premierenlesung. Wer in der Pause noch kein Buch erworben hatte, strebte spätestens jetzt zum Büchertisch. Wieder einmal hat die Autorin mit ihren vielschichtigen Erzählungen überzeugt, welche ihr schon diverse Preise ( http://www.regina-schleheck.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=71&Itemid=321
) einbrachten. Dass ihr Ruf mitlerweile über die Grenzen von Leverkusen, Köln und NRW reicht, ist hierbei kein Wunder.

Das i-Tüpfelchen der Veranstaltung am Montagabend war dann noch die kurze Führung seitens Petra Bossinger durch den alten Hochbunker. Auch sie konnte die Gäste mit zahlreichen Informationen über die Geschichte und den Werdegang des bunker k101 unterhalten. Wer weiß schon, dass eines der noch lebenden kölschen Musik-Originale Jürgen Zeltinger – genannt De Plaat – hier mit seiner Band den ersten Proberaum bezog und mit vielen ihm folgenden Künstlern die Wände des Bunkers  beschallte.

Oder dass das Gebäude zwischenzeitlich auch mal ein Möbellager war, was einige der Wandbemalungen erklärt.

Die Veranstalung neigte sich gegen 22:30 Uhr dem Ende zu und alle waren sich einig, dass sie äußerst gelungen war.

Das Buch ist im Gmeiner Verlag erschienen unter der ISBN: 987-8392-1962-1 zu einem Preis von € 9,99 (Österreich € 10,30).

Weitere Informationen zu Regina Schleheck, ihren Veröffentlichungen und Lesungsterminen findet ihr hier:
http://www.regina-schleheck.de/index.php?option=com_content&view=article&id=207&Itemid=4