„Der Kirmesmörder Jürgen Bartsch“ – Regina Schleheck

Der Kirmesmörder Jürgen Bartsch
In den 1960er Jahren verschwanden immer wieder Jungs in der Region Essen von Kirmesplätzen. Der Täter – Jürgen Bartsch. Er lockte die meist 12-14jährigen Jungs unter Vorwänden in einen alten Stollen, wo er sich an ihnen verging, sie quälte und tötete.


Eine wahre Geschichte, der sich Regina Schleheck in ihrem ersten Roman angenommen hat. Bücher über Jürgen Bartsch uns seine Taten gibt es schon mehr als genug – Tatsachenberichte, Analysen, Betrachtungen. Sich dem Thema aus Warte von eventuell beteiligten Personen, auf rein fiktionaler Ebene anzunehmen, ist neu. In ihrem biografischen Kriminalroman erzählt Regina Schleheck die damaligen Geschehnisse aus dem Blickwinkel mehrerer Beteiligter. Unter anderem kommen  Bartschs Opfer zu Wort. Des Weiteren schlüpft Regina Schleheck in die Erzählrolle von Personen, welche im Grunde keine Position im näheren Umfeld von Jürgen Bartsch einnahmen, sondern die Ereignisse durch die Zeitung oder Hörensagen wahrnahmen.


Die dabei von Regina Schleheck eingenommenen Erzählpositionen sind messerscharf skizziert. Man entwickelt schnell Ablehnung oder auch Verständnis für die einzelnen Personen. Die Gefühlsregungen sind klar und eindringlich beschrieben und im Fall von Jürgen Bartschs Opfern mehr als erschreckend. Wie in ihren sonstigen Kurzgeschichten hat sich Regina Schleheck sprachlich tief auf die entsprechenden Charaktere  eingelassen. Ganz klar sind die verbalen Grenzen von Kindern und derer einer einfachen Arbeiterin getrennt, was den Leser noch nachdrücklicher in die Geschichte eindringen lässt.


Die Hintergründe, warum wurde aus dem Adoptivkind Jürgen Bartsch ein gefährlicher Soziopath und Mörder, werden in diesem Buch natürlich ebenfalls beleuchtet. Die der Autorin zur Verfügung stehenden Quellen, wurden hierbei in meinen Augen sehr gut genutzt. Man entwickelt eine Form von Verständnis für den Täter, was den Leser aber auch in einen persönlichen Interessenskonflikt bringt, spätestens dann, wenn sich Bartsch den Jungs „widmet“.


Fazit: Ein für mich sehr lesenswertes Buch, welches mich oft nachdenklich stimmte und auch erschreckte.

Leseempfehlung: Nichts für sehr zartbesaitete  Leser, aber in jedem Fall ein hoch spannendes Buch mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen geschrieben. Also ein hochverdientes JA.



Der Kirmesmörder Jürgen Bartsch – Regina Schleheck


Biografischer Kriminalroman


Erschienen: 03. August 2016 im Gmeiner Verlag


Taschenbuch


244 Seiten


ISBN-10: 3839219396

ISBN-13: 978-3839219393
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